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20 Jahre Flammschutzmittelproduktion in Bitterfeld

Dass die chemische Industrie neuartige Produkte mit zuvor unbekannten Eigenschaften herstellen kann, ist allgemein bekannt. ICL in Bitterfeld ist bereits seit 20 Jahren ein gutes Beispiel dafür.

 

Aus dem im wahrsten Sinne des Wortes „brandgefährlichen“ Phosphor entstehen Produkte mit genau den gegenteiligen Eigenschaften: Flammschutzmittel. Ohne diese Flammschutzmittel ist unser heutiges modernes Leben nicht mehr vorstellbar.

 

Flammschutzmittel – wofür? Auch wenn es kaum jemand weiß, sind die Bitterfelder Flammschutzmittel in fast jedem Haushalt zu finden. Erst durch ihren Einsatz ist es nämlich möglich, Häuser effektiv mit Schaumstoffen zu isolieren. In Kraftfahrzeugen werden immer mehr Bestandteile aus flammfestem Kunststoff eingesetzt. Dadurch wird nicht nur der Brandschutz verbessert, sondern die Fahrzeuge werden auch leichter und wirtschaftlicher. Außerdem ist mittlerweile die Nutzung von schwer brennbaren elektronischen Bauteilen Standard in der Computertechnik.

 

Geburtsstätte der deutschen Phosphorchemie

Am 29. April 1997 wurde in Bitterfeld die Fabrik zur Herstellung von Flammschutzmitteln auf Basis von Phosphor eröffnet. In einer fast zweijährigen Bauzeit errichtete seinerzeit das holländische Chemieunternehmen Akzo Nobel die weltweit modernste Produktionsanlage ihrer Art.

„Der eigentliche Ausgangsstoff für die Bitterfelder Phosphorchemie, der gelbe Phosphor, wurde in Bitterfeld bereits seit 1900 produziert. Bitterfeld gilt damit als die Geburtsstätte der deutschen Phosphorchemie“, so Standortleiter Dr. Heiko Mammen. „In den folgenden Jahren entwickelte sich auf dieser Grundlage eine umfangreiche Produktpalette, zu der unter anderem Zwischenprodukte für die Schmierstoffherstellung, Weichmacher für Kunststoffe sowie Schädlingsbekämpfungsmittel wie dem heute noch erhältlichen Insektizid Bi 58 zählen. Mit der „Wende“ 1989 standen dann allerdings viele dieser Produkte vor dem Aus. Entweder brachen die Märkte weg oder manche Anlagen waren einfach so sanierungsbedürftig, dass ein Weiterbetrieb nicht mehr wirtschaftlich war“.

1994 erwarb Akzo Nobel den sogenannten Phosphorchloride-Betrieb in Bitterfeld von der Treuhand. „Dies erwies sich als Glücksfall für beide Seiten, die Bitterfelder Belegschaft und den niederländischen Chemiekonzern“, erinnert sich Dr. Heiko Mammen. Bitterfeld konnte vom speziellen Know-how der Akzo Nobel profitieren, während diese die hochmotivierten und im Umgang mit Phosphor erfahrenen Mitarbeiter übernahm. In den Folgejahren verdoppelte sich die Belegschaft des Bitterfelder Werkes.

 

Für die Zukunft gut aufgestellt

Seit fast zehn Jahren gehört die Bitterfelder Flammschutzmittelproduktion zur ICL Familie. ICL war bereits vor der Übernahme des Bitterfelder Werkes ein bedeutender Hersteller von Flammschutzmitteln, allerdings basierten diese auf einem anderen Wirkprinzip und wurden ausschließlich auf der Basis von Brom hergestellt. Auch das amerikanische Schwesterwerk in Gallipolis Ferry produziert Flammschutzmittel auf Phosphorbasis. Damit kann ICL seinen Kunden ein umfassendes Programm an Flammschutzmitteln anbieten, das speziell auf die jeweiligen Anwendungen zugeschnitten werden kann.

Diese gute Aufstellung im Markt ist ein Garant dafür, dass das diesjährige Gründungsjubiläum der Bitterfelder Flammschutzmittelproduktion nicht das letzte sein wird. Durch die Verbindung von starken Konzernstrukturen mit einer effizienten Produktion sowie engagierten Mitarbeitern steht den nächsten 20 Jahren nichts im Wege.

 

Artikel aus der Mitarbeiterzeitschrift “ICL Kontakt”
Text: Dr. Heiko Mammen
Bildquelle: ICL